Berlin (epd). Das von den zivilen Hilfsorganisationen "SOS Mediterranee" und "Ärzte ohne Grenzen" gecharterte Schiff lag seit einem Monat im Hafen von Marseille. Obwohl sich die Rahmenbedingungen für die Rettung von Flüchtlingen in den vergangenen zwei Monaten radikal verändert haben, werde das Schiff am Abend wieder in See stechen, sagte die Geschäftsführerin von "SOS Mediterranee Deutschland", Verena Papke, am Mittwoch in Berlin. "Zur Rettung von Menschen gibt es keine Alternative", sagte Papke.
Allein im Juni seien im Mittelmeer 700 Menschen ertrunken, weil zivile Rettungsschiffe davon abgehalten wurden, Flüchtlinge in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste zu retten. Diese humanitäre Tragödie und das Versagen der EU spiele sich "vor unseren Augen ab". Sie fügte hinzu: "Da dürfen wir nicht zuschauen."
Informationsaustausch mit Libyen
Papke betonte, bei den Einsätzen werde man sich streng an international geltendes Seerecht halten und unter anderem durch ein öffentlich einsehbares Logbuch völlige Transparenz zeigen. Um sich abzusichern, waren Vertreter der Hilfsorganisationen vergangene Woche in Tripolis zum Informationsaustausch mit der libyschen Seenotleitstelle, die für das Einsatzgebiet zuständig ist. Bei den Einsätzen gebe es allerdings eine "Rote Linie" für die zivilen Seenotretter: "Wir werden keine geretteten Flüchtlinge nach Libyen zurückbringen, sondern nur in europäische Häfen." Libyen erfülle nicht die allgemein gültigen Kriterien eines sicheren Hafens.
Das Rettungsschiff "Aquarius" musste im Juni rund eine Woche im Mittelmeer ausharren, bis es am 17. Juni im spanischen Valencia anlegen durfte, um Gerettete abzusetzen. Italien und Malta hatten zuvor ihre Häfen für die Seenotretter gesperrt.
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