Genf (epd). Betroffen seien drei von fünf Neugeborenen, die meisten von ihnen in ärmeren Ländern, hieß es in einem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO und des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Kinder, die innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt zum Säugen an die Mutterbrust gelegt würden, hätten eine um 33 Prozent höhere Überlebenschance.
Entscheidung über Leben und Tod
Das frühe Stillen rege die Milchproduktion der Mutter an, hieß es in dem Bericht. Dazu gehöre auch die vitamin- und mineralienreiche Erstmilch, das sogenannte Kolostrum, das auch als "erste Impfung" für Babys gelte. "Beim Beginn des Stillens hängt alles vom Zeitpunkt ab", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "In vielen Ländern kann er über Leben oder Tod entscheiden." WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus betonte: "Stillen ermöglicht Kindern den bestmöglichen Start ins Leben."
Am höchsten sind die Stillraten innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt laut Bericht in Ost- und Südafrika (65 Prozent) und am niedrigsten in Ostasien und der Pazifikregion (32 Prozent). Fast neun von zehn Babys in Burundi, Sri Lanka und Vanuatu würden in den ersten Lebensminuten gestillt. In Aserbaidschan, im Tschad und in Montenegro dagegen gelte das nur von zwei von zehn Neugeborenen. Untersucht wurden für den Bericht insgesamt 76 Länder.
Immer mehr Kaiserschnitte
Ein Grund für einen verspäteten Kontakt mit der Mutter ist laut Erhebung, dass Babys vielfach nach der Geburt zunächst mit Honig, Zuckerwasser oder Säuglingsnahrung gefüttert werden. Auch die Zunahme an Entbindungen per Kaiserschnitt trage zu der Entwicklung bei. In Ägypten etwa habe sich zwischen 2005 und 2014 die Kaiserschnittrate von 20 Prozent auf 52 Prozent mehr als verdoppelt. Das frühe Stillen sei im gleichen Zeitraum von 40 Prozent auf 27 Prozent zurückgegangen.
Neuen Kommentar hinzufügen