Frankfurt a.M. (epd). Weitgehend friedlich haben Millionen Menschen in Simbabwe am Montag einen Nachfolger für den langjährigen Präsidenten Robert Mugabe gewählt. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Warteschlangen. Anders als bei den Wahlen in der Vergangenheit gab es zunächst keine Berichte über Gewalt. Die Opposition kritisierte jedoch Versuche, die Abstimmung zu beeinflussen.
Rund 5,5 Millionen Menschen waren aufgerufen, einen neuen Präsidenten, Gouverneure und das Parlament zu wählen. Für die Regierungspartei Zanu-PF trat der langjährige Mugabe-Vertraute Emmerson Mnangagwa an, für die größte Oppositionspartei MDC-T der Jurist und ehemalige Minister Nelson Chamisa. Insgesamt bewarben sich 23 Kandidaten um das höchste Staatsamt. Wenn keiner von ihnen mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt, findet am 8. September eine Stichwahl statt.
Oppositionskandidat siegesgewiss
Chamisa äußerte sich zuversichtlich, nach 38 Jahren der Herrschaft von Mugabe und der Zanu-PF die Macht übernehmen zu können. "Selbst nach Abzug der gestohlenen Stimmen ist uns der Sieg nahezu sicher," erklärte Chamisa am Montag auf Twitter. Er erklärte jedoch, es habe Versuche gegeben, den Urnengang in Städten zu behindern. So habe es in einigen Wahllokalen dort gezielt Verzögerungen gegeben, so dass Wähler lange warten mussten. In städtischen Regionen gilt die MDC-T als stärker. Die unabhängige Zeitung "NewsDay" berichtete zudem von einzelnen Versuchen, Wähler einzuschüchtern.
Die Wahl gilt möglicher Wendepunkt für das Land, um mit der Vergangenheit zu brechen. Mugabe war seit der Unabhängigkeit 1980 an der Macht, wurde im November jedoch überraschend vom Militär zum Rücktritt gezwungen. Der 94-Jährige gab am Mittag zusammen mit seiner Frau Grace seine Stimme in der Hauptstadt Harare ab. Am Sonntag hatte er überraschend angekündigt, den Oppositionskandidaten Chamisa wählen zu wollen. Mugabe distanzierte sich von der Zanu-PF, deren Vorsitzender er lange war, und erklärte, er könne nicht für diejenigen stimmen, die ihn schikaniert hätten.
Wirtschaftskrise
Mugabes Herrschaft war gekennzeichnet von einer brutalen Unterdrückung von Kritikern, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten. Vor und nach den Wahlen 2008 wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International mehr als 200 Menschen getötet. Mugabe stürzte das südafrikanische Land mit heute 16 Millionen Einwohnern in eine schwere Wirtschaftskrise.
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