Nicaragua: Regierungsanhänger greifen Bischöfe an

Die katholische Kirche vermittelt in dem Konflikt zwischen nicaraguanischer Regierung und Demonstranten. Nun wurden Kirchenvertreter selbst attackiert.

São Paulo (epd). In Nicaragua sind Hunderte Anhänger von Staatspräsident Daniel Ortega in eine Basilika eingedrungen und haben dort Bischöfe und Oppositionsanhänger angegriffen. Die Bischöfe waren am Montag (Ortszeit) in das rund 50 Kilometer entfernte Diriamba gereist, um in dem gewaltsamen Konflikt zu vermitteln, wie die Tageszeitung "La Prensa" berichtet. Nach Attacken waren die Oppositionsanhänger in die Kirche geflüchtet. Kardinal Leopoldo Brenes wurde beim Versuch, in die Basilika zu gelangen, von Schlägertrupps verletzt.

"Ich wurde angegriffen, mir wurde in den Bauch getreten, sie entrissen mir die bischöflichen Insignien und attackierten mich verbal", berichtet Kardinal Brenes auf Twitter. "Noch nie habe ich solch eine Situation in Nicaragua erlebt." Begleitet wurde der Kardinal vom Apostolischen Nuntius in Nicaragua, Waldemar Sommertag. In der Kirche befanden sich auch Sanitäter, die als freiwillige Helfer im Einsatz waren, und Journalisten. Auch sie wurden attackiert.

Weitere Vermittlung steht infrage

Die katholische Kirche vermittelt in dem gewaltsamen Konflikt zwischen Regierung und Demonstranten, der schon mehr als 250 Menschen das Leben kostete. Nach den Angriffen auf ihre Vertreter stellte die Bischofskonferenz ihr Engagement allerdings infrage.

Bei gewaltsamen Ausschreitungen wurden allein am Wochenende 14 Menschen getötet, wie die nicaraguanische Menschenrechtsorganisation ANPDH berichtet. Auch in der Stadt Jinotepe griffen Regierungsanhänger eine Kirche an. Sie warfen Büromaterial und Kirchenbänke auf die Straße.

Seit mehr als drei Monaten befindet sich Nicaragua im Ausnahmezustand. Die Unruhen entzündeten sich an von der Regierung angekündigten Rentenkürzungen. Inzwischen fordern die Demonstranten den Rücktritt des autoritär regierenden Ortega und seiner Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo. Diese erklärte am Montag, die Regierung werde weiterhin "hart dafür arbeiten, einen Putschversuch durch eine antipatriotische Minderheit zu verhindern".

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