Rom (epd). In den vergangenen Wochen sind nach UN-Angaben die Zahlen der nach Libyen zurückgeführten Bootsflüchtlinge gestiegen. Wie der UNHCR-Verantwortliche für Libyen, Roberto Mignone, am Freitag in Rom sagte, werden in Libyen schätzungsweise 10.000 Menschen gefangen gehalten. In den bereits zuvor überfüllten Lagern herrschten nun "entsetzliche Zustände", kritisierte er.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk registriert laut Mignone in diesen geschlossenen Lagern diejenigen Männer, Frauen und Kinder, die Anrecht auf Asyl oder eine andere Form des internationalen Schutzes haben. Diese werden in ein Transitzentrum im Niger ausgeflogen und hoffen auf ihre Weiterreise nach Europa. Allerdings beklagte Mignone, dass Zusagen nicht eingehalten würden.
200 von 4.000
Europäische Länder hätten sich bereiterklärt, in diesem Jahr 4.000 Flüchtlinge aus dem UNHCR-Transitzentrum im Niger aufzunehmen. Seit Januar seien aber erst 200 in Länder wie Deutschland, Frankreich und Schweden ausgeflogen worden. "Wenn Europa nicht mehr Flüchtlinge übernimmt, wird der Niger zu einem Flaschenhals", warnte er.
Diejenigen Flüchtlinge, die Libyen auf dem Weg zum Mittelmeer durchquerten, seien häufig in der Hand von Schleusern, die nicht nur Frauen vergewaltigten, sondern auch Männer und Kinder, betonte der UNHCR-Verantwortliche für Libyen. Die Schleuser hielten Flüchtlinge und Wirtschaftsmigranten häufig in unterirdischen Gefangenenlagern versteckt.
Anlege-Verbote für private Rettungsschiffe
Mit Blick auf die von Italien und Malta verfügten Anlege-Verbote für private Rettungsschiffe betonte der UNHCR-Verantwortliche für Südeuropa, Felipe Camargo, Libyen sei "kein sicherer Hafen" für gerettete Bootsflüchtlinge. Die libyschen Behörden bemühten sich zwar, die Lebensbedingungen in den geschlossenen Lagern für Migranten zu verbessern. Aber UNHCR-Mitarbeitern gegenüber hätten Insassen auch von Misshandlungen berichtet.
Insgesamt befinden sich den Angaben zufolge derzeit rund 50.000 Flüchtlinge in Libyen, die laut UNHCR Anrecht auf Asyl oder einer anderen Form des internationalen Schutzes haben. Anderen Migranten bietet die Internationale Organisation für Migration (IOM) Hilfe bei der Rückkehr in die Herkunftsländer an.
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