Quito (epd). Wegen der mutmaßlichen Beteiligung an der Entführung eines Oppositionspolitikers vor sechs Jahren hat die Justiz in Ecuador Haftbefehl gegen Ex-Präsident Rafael Correa erlassen. Eine Richterin ordnete am Dienstag (Ortszeit) Untersuchungshaft für den langjährigen Staatschef (2007-2017) an, wie lokale Medien berichteten. Zudem wurde Interpol informiert.
Correa, der seit Mitte vergangenen Jahres in Belgien lebt, hätte am Montag vor dem Obersten Gericht in der Hauptstadt Quito erscheinen müssen. Stattdessen meldete sich der Ex-Präsident im ecuadorianischen Konsulat in Belgien.
Correa spricht von einem Komplott
Correa sprach von einem Komplott gegen ihn. "Sie werden versuchen, uns zu demütigen", schrieb er über Twitter. Er wirft der aktuellen Regierung von Präsident Lenín Moreno politische Verfolgung vor. Sein Anwalt kündigte an, den Beschluss des Gerichts anzufechten.
Dem Ex-Präsidenten wird vorgeworfen, in die Entführung des Oppositionspolitikers Fernando Balda im Jahr 2012 in Kolumbien verwickelt zu sein. Die Justiz ermittelt seit Mitte Juni offiziell gegen Correa. Das Oberste Gericht hatte angeordnet, dass sich der frühere Staatschef ab Juli alle 15 Tage in Ecuador melden muss. Balda reichte am Dienstag ebenfalls Klage gegen Correa ein.
Fernando Balda war 2012 in Bogotá von Kriminellen entführt worden, die von ecuadorianischen Geheimdienstmitarbeitern bezahlt worden sein sollen. Balda kam kurz darauf wieder frei. Die Staatsanwaltschaft sprach von Indizien, dass die Zahlungen aus dem Präsidialamt stammten. Der Politiker war wegen politischer Verfolgung durch die Correa-Regierung ins Nachbarland geflohen.
Kritiker warfen Correa einen autoritären Regierungsstil vor. Er hatte das Präsidentenamt im Mai 2017 an Lenín Moreno abgegeben. Kurze Zeit später wurden aus den ehemaligen Parteifreunden erbitterte Feinde.
Neuen Kommentar hinzufügen