Jakarta, Frankfurt a.M. (epd). Die Zahl der HIV-Infizierten in Indonesien steigt wegen der Repression gegen Homosexuelle. Das geht aus einem Bericht hervor, den "Human Rights Watch" am Montag veröffentlichte. So sei die HIV-Rate unter schwulen Männern seit 2007 von 5 auf 25 Prozent gestiegen. Die Polizei habe teilweise in Zusammenarbeit mit militanten Islamisten in den vergangenen anderthalb Jahren immer wieder willkürliche und rechtswidrige Razzien in Saunas, Clubs, Hotelzimmern und Privatwohnungen gemacht. Allein 2017 hätten Beamte mindestens 300 Homosexuelle festgenommen, das sei die bislang höchste dokumentierte Zahl in Indonesien überhaupt.
HIV-Beratungsstellen wurden geschlossen
Seit Jahren nimmt laut Menschenrechtlern der Hass gegen Schwule, Lesben, Bi-und Transsexuelle (LGBT) und ihre Stigmatisierung in dem südostasiatischen Land zu. "Dass die indonesische Regierung nichts gegen die moralische Panik vor LGBT tut, hat schwere Konsequenzen für das Gesundheitswesen", sagte der Autor des Berichts, Kyle Knight. Im vergangenen Jahr seien wichtige HIV-Beratungsstellen dicht gemacht worden, in denen Sozialarbeiter unter anderem Kondome verteilt hätten und freiwillige HIV-Tests möglich gewesen seien.
In einem Klima von Einschüchterung trauten sich Angehörige sexueller Minderheiten nicht mehr, Präventionsmaßnahmen oder Behandlungen in Anspruch zu nehmen. "Die Regierung muss erkennen, dass es ihren Kampf gegen HIV unterminiert, wenn sie sich an Menschenrechtsverletzungen gegen LGBT beteiligt", sagte Knight.
Zwar lehnte das Verfassungsgericht des mehrheitlich muslimischen Landes Ende 2017 eine Petition ab, wonach außerehelicher und gleichgeschlechtlicher Sex kriminalisiert werden sollten. Doch seit Anfang des Jahres häufen sich Berichte, dass eine Bestrafung mit bis zu fünf Jahren Haft für derlei Handlungen eingeführt werden soll.
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