Berlin (epd). Spanien sei vor einigen Tagen angefragt worden, "aber wir haben bis jetzt noch keine Antwort bekommen", sagte der Mitbegründer der Dresdner Flüchtlingsinitiative "Mission Lifeline", Axel Steier, am Montag im Rundfunk-Berlin-Brandenburg (RBB). Mit dem Start in die neue Arbeitswoche werde gehofft, dass sich nun jemand um die Menschen an Bord kümmert.
Steier betonte, die medizinische Versorgung der Flüchtlinge auf der "Lifeline" sei zunächst sichergestellt. Viele der Menschen seien aber unterernährt "durch monatelange Aufenthalte in Folterlagern in Libyen". Es befänden sich zudem Personen an Bord, die bereits viermal von der libyschen Küstenwache zurückgeschickt worden seien. Andere berichteten von Vergewaltigungen und anderen schlimmen Erfahrungen. Nun erlebten die Flüchtlinge zudem, "was Europas Politik anrichtet. Das ist schon krass", sagte der Dresdner Aktivist im RBB-Hörfunksender Radioeins.
Tagelange Irrfahrt
Die "Lifeline" liegt seit vergangener Woche in Warteposition in internationalen Gewässern im Mittelmeer. Bislang wurde dem Schiff mit 234 Flüchtlingen an Bord eine Einfahrt in einen europäischen Hafen verweigert. Auch das Handelsschiff "Alexander Maersk" treibt den Angaben zufolge mit 113 Flüchtlingen im Mittelmeer. Spanien hatte kürzlich das Rettungsschiff "Aquarius" mit 629 Menschen an Bord nach tagelanger Irrfahrt in den Hafen von Valencia einlaufen lassen.
An Bord der "Lifeline" befinden sich unterdessen mehrere Bundestagsabgeordnete. Die migrationspolitische Fraktions-Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, ihr Parteikollege Manuel Sarrazin und der Linke Michael Brandt riefen die Bundesregierung auf, sich für eine schnelle Lösung einzusetzen. Die Flüchtlinge dürften nicht alleingelassen werden, weil Europa versage, erklärten sie per Twitter. Die Lage sei brenzlig, da das Wetter umschlagen könnte.
Recht, Asyl zu beantragen
Axel Steier berichtete auch, dass die Crew derzeit über "alternative Lösungen" nachdenke. Angedacht sei etwa, einen Autokorso zu starten sowie von einem bestimmten europäischen Hafen eine Yacht zu mieten, damit der "Lifeline" entgegen zu fahren, um dann eine Umladung auf andere Schiffe zu erreichen und die beengte Situation zu beenden.
Der Flüchtlingshelfer betonte, alle Menschen an Bord der "Lifeline" hätten alle ein Recht, Asyl zu beantragen. Solange dies nicht im Ausland möglich sei, nähmen Menschen die Route über das Mittelmeer in Kauf. "Wir sind in der Pflicht, unsere Werte zu verteidigen. Das heißt, wir sind auch in der Pflicht diesen Menschen zu helfen", betonte Steier. Im Moment müssten andere fliehen, "aber vielleicht müssen wir irgendwann mal fliehen" und dann geht es darum, dass das Recht auf Flucht und das Recht auf Beantragung von Asyl immer noch besteht.
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