Berlin (epd). So habe vor mehr als 55 Jahren noch jeder vierte Mensch weltweit unter Hunger gelitten, heute sei es noch jeder neunte, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, am Dienstag in Berlin. Dass die Zahl der Hungernden zuletzt erstmals wieder leicht auf 815 Millionen (Daten von Oktober 2017) angestiegen ist, sei vor allem bewaffneten Konflikten und dem Klimawandel geschuldet. Dieckmann warnte davor, dass Kriege und steigende Flüchtlingszahlen die Erfolge der Entwicklungshilfe bedrohen könnten.
Mit Blick auf aktuelle UN-Zahlen, wonach 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, betonte Dieckmann, dass von den Flüchtlingen nur ein Bruchteil nach Europa und nach Deutschland komme. Der größte Teil der Betroffenen sei im eigenen Land auf der Flucht. Mehr als 80 Prozent aller Flüchtlinge lebten in Entwicklungs- oder Schwellenländern.
Trotzdem stiegen in Europa die Erwartungen an die Entwicklungszusammenarbeit im Zusammenhang mit dem Flüchtlingszuzug, fügte Dieckmann hinzu. "Die Mehrzahl aller Flüchtlinge flieht vor Kriegen, Gewalt und Verfolgung. Diese Ursachen kann Entwicklungszusammenarbeit allein nicht lösen", sagte Dieckmann. Entwicklungshilfe dürfe daher "nicht zur Fluchtabwehr missbraucht werden". Nur politische Lösungen könnten helfen, dass Menschen in ihren Heimatländern bleiben, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe.
Mehr Spenden
Die Welthungerhilfe blickt nach eigenen Angaben auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahr zurück. Die Hilfsorganisation habe 2017 Gesamterträge in Höhe von 263 Millionen Euro erzielt und damit fast das Vorjahrsergebnis von 263,8 Millionen Euro erreicht, sagte der Vorstandsvorsitzende Till Wahnbaeck. Das Budget sei damit eines der höchsten seit der Gründung der Hilfsorganisation vor mehr als 55 Jahren.
Die Spendeneinahmen lagen im vergangenen Jahr demnach bei 63,8 Millionen Euro (2016: 47,5 Millionen Euro). Öffentliche Geldgeber stellten 194,4 Millionen Euro, der Anteil der Bundesregierung habe dabei 45 Prozent betragen. Großer Einzelgeber sei zudem das Welternährungsprogramm mit 59 Millionen Euro gewesen. Die höchste Projektförderung von der Welthungerhilfe erhielten im vergangenen Jahr die Länder Südsudan, Liberia und Syrien/Türkei erhalten.
Die Hilfsorganisation hat nach eigenen Angaben 2017 insgesamt 410 Auslandsprojekte in 38 Ländern mit 229,4 Millionen Euro gefördert. Der Schwerpunkt habe vor allem bei der Nothilfe (32,7 Prozent) gelegen, gefolgt von Vorhaben in den Bereichen Ernährung (21,4 Prozent), Landwirtschaft und Umwelt (14,7 Prozent) sowie wirtschaftliche Entwicklung (10 Prozent). Der Schwerpunkt der regionalen Projektförderung habe mit 159,6 Millionen Euro beziehungsweise 69,6 Prozent auf Afrika, gefolgt von Asien (52,3 Millionen Euro) und Südamerika/Karibik (9,7 Millionen Euro) gelegen.
Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1962 hat sie nach eigenen Angaben mehr als 8.900 Auslandsprojekte in 70 Ländern mit 3,53 Milliarden Euro gefördert.
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