Amnesty beklagt schwere Menschenrechtsverletzungen in Kamerun

Die Zivilbevölkerung im afrikanischen Kamerun ist nach Ansicht von Menschenrechtlern in einer tödlichen Gewaltspirale gefangen.

Genf, Jaunde (epd). Soldaten und Separatisten verüben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im englischsprachigen Teil von Kamerun massive Menschenrechtsverletzungen. Die Zivilbevölkerung sei in einer tödlichen Gewaltspirale gefangen, erklärte die für das zentralafrikanische Land zuständige Direktorin der Organisation, Samira Daoud. Interviews mit mehr als 150 Opfern und Zeugen hätten ergeben, dass Separatisten für Überfälle auf mindestens 42 Schulen verantwortlich seien. Dokumentiert seien zudem 44 Fälle, in denen sie kamerunische Soldaten erstochen oder erschossen hätten. Die Armee zerstöre ganze Dörfer, schieße willkürlich auf Zivilisten und foltere mutmaßliche Gegner.

Viele Menschen auf der Flucht

Tausende Zivilisten befänden sich wegen der anhaltenden Gewalt auf der Flucht, erklärte Daoud. Die Krise in der englischsprachigen Region des überwiegend frankophonen Landes hatte 2016 mit einem Streik von Lehrern, Rechtsanwälten und Studenten begonnen, die gegen Benachteiligung protestierten. Die Lage spitzte sich auch wegen des brutalen Vorgehens der Armee weiter zu, bis Separatisten Ende September 2017 die unabhängige Republik "Ambazonien" ausriefen. Seitdem kommt der Südwesten von Kamerun, in dem gut ein Fünftel der Gesamtbevölkerung leben, nicht zur Ruhe.

Daoud forderte die Behörden in Kamerun auf, die Vorwürfe gegen beide Seiten vollständig aufzuklären. Die illegale, exzessive Gewaltanwendung müsse umgehend ein Ende haben. Es sei Aufgabe der Polizei und des Militärs, die Zivilbevölkerung im Südwesten des Landes zu beschützen.

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