Genf - Die Vereinten Nationen haben die weitverbreitete sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen im Südsudan angeprangert. Alle bewaffneten Gruppen in dem Land seien für Vergewaltigungen verantwortlich, heißt es in einem am Montag in Genf veröffentlichten Bericht der UN-Menschenrechtskommission im Südsudan. Oft seien die Verbrechen Teil der Militärstrategie. Die Täter kämen nahezu immer straflos davon.
Laut dem Bericht, für den Überlebende sowie Zeuginnen und Zeugen über mehrere Jahre befragt wurden, haben Bewaffnete gezielt Jagd auf Mädchen und Frauen gemacht. Vergewaltigungen im Zuge von Angriffen auf Dörfer seien keine Zufälle, sondern „systematisch und weitverbreitet“. Von der Kommission befragte Überlebende hätten geschildert, wie sie von mehreren Männern vergewaltigt wurden, während ihre Familien dabei zusehen mussten.
Überlebende werden von ihren Familien verstoßen
Die aus den Verbrechen resultierenden Traumata zerstörten das soziale Gefüge, erklärte die Kommission. Immer wieder würden Überlebende von ihren Ehemännern und Familien verstoßen.
Die Vorsitzende der UN-Kommission, Yasmin Sooka, sagte, es sei empörend und inakzeptabel, dass die Körper von Frauen „systematisch als Kriegsbeute“ missbraucht würden. Die südsudanesischen Behörden müssten unverzüglich handeln. Die Kommission spricht in ihrem 48-seitigen Bericht von einer „nahezu universalen Straflosigkeit“, die es unwahrscheinlich mache, dass Täter jemals bestraft würden. Auch Menschen, die Überlebende unterstützen, werden demnach häufig von bewaffneten Gruppen attackiert.
In dem ostafrikanischen Land, das erst 2011 vom Sudan unabhängig wurde, begann 2013 ein Bürgerkrieg. Zwar einigten sich Präsident Salva Kiir und Rebellen unter seinem Gegenspieler Riek Machar im Februar 2020 auf eine gemeinsame Regierung, trotzdem flammt die Gewalt immer wieder auf. Die Kommission für Südsudan arbeitet im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats.