Kasumbalesa (epd). Über 17 Kilometer hinweg reihen sich die Trucks aneinander. Hunderte sind es, die vor dem sambischen Grenzübergang Kasumbalesa in der Schlange stehen. Von Öl über Zement bis Zucker haben die Händler Waren für den Kongo eingepackt.
Es ist immer viel los in Kasumbalesa. Ein Mitarbeiter der Zollbehörden schätzt die Zahl der Lastwagen in beide Richtungen auf je 500 pro Tag. Dass sich die Lkws jedoch auf solch eine lange Strecke stauen, ist außergewöhnlich. Der Grund: Viele Fahrer sind zögerlich, trauen sich nicht in den Kongo. Denn sie wissen nicht, was in den kommenden Tagen dort passieren wird.
Gewalt könnte für Fluchtbewegung sorgen
Nachdem die Wahlkommission den Oppositionspolitiker Félix Tshisekedi zum Sieger der Präsidentenwahl vom 30. Dezember erklärt hat, werden Unruhen in dem großen Nachbarland befürchtet. Der unterlegene Martin Fayulu, ebenfalls aus der Opposition, fühlt sich um den Sieg betrogen. Die Zahl derer, die das Ergebnis bezweifeln, wächst.
Neue Gewalt im Kongo könnte wieder zahlreiche Menschen in die Flucht treiben, das weiß man in Sambia. Das Land hat bereits mehr als 40.000 Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo aufgenommen, das seit langem schon nicht zur Ruhe kommt. Jetzt bereitet es sich auf Zigtausende mehr vor.
"Alle Flüchtlinge willkommen"
"Wir beten um das Beste und wappnen uns für das Schlimmste", sagt Jean Bosco Ngomoni vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Für rund 50.000 mögliche Flüchtlinge würden Vorbereitungen getroffen, sagt der Leiter des UNHCR-Büros in der Region Solwezi. So stehe beispielsweise eine Unterkunft bereit, die früher von angolanischen Flüchtlingen bewohnt worden sei. "Wir hoffen, dass es nicht so kommt, dass sich die Lage im Kongo stabilisiert", betont Ngomoni. "Aber wir sind in Alarmbereitschaft."
Die sambische Grenze sei für die flüchtenden Nachbarn immer offen gewesen, sagt der UNHCR-Mann. "Alle Flüchtlinge sind willkommen." In der letzten Zeit habe es einen "begrenzten, aber stetigen Zustrom" gegeben. Angesicht der anhaltenden Konflikte im Kongo - so groß wie Westeuropa - sind laut UNHCR allein im vergangenen Jahr etwa 130.000 Menschen in andere afrikanische Länder geflohen. Vor allem nach Burundi, Uganda und Sambia habe die Flucht zugenommen. Aber auch die Staaten Tansania, Angola oder Ruanda nehmen viele Kongolesen auf.
UN rechnen mit bis zu einer Million Kongolesen in Sambia
Die Spannungen rund um die Wahlen haben die Zahlen noch einmal steigen lassen. Insgesamt haben nach Angaben von Amnesty International seit Dezember schon mehr als 20.000 Kongolesen ihre Heimat verlassen. Und wenn jetzt auch der Streit über das Wahlergebnis in Gewalt umschlägt, dürften viele mehr folgen. Insgesamt rechnet das UN-Flüchtlingshilfswerk bis zum Jahresende mit mehr als einer Million kongolesischen Flüchtlingen in der Region.
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