Saudi-Araberin soll vorerst nicht aus Thailand abgeschoben werden

epd-bild / Burkhard Bartel
Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok (Archivbild)
UN prüfen Schutzbedürftigkeit
Die 18-jährige Rahaf Mohammed al-Kunun ist vor ihrer Familie geflohen. Die Saudi-Araberin will in Australien Asyl beantragen. Die Deutsche Botschaft und das UNHCR setzen sich für sie ein.

Frankfurt a.M., Bangkok (epd). Thailand will eine junge Frau aus Saudi-Arabien vorerst doch nicht in ihre Heimat abschieben. Das erklärte am Montag der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakpan, laut Onlineportal "Khaosod English". Man schicke niemanden in den Tod, hieß es. Die 18-jährige Rahaf Mohammed al-Kunun war auf dem Weg nach Australien auf dem internationalen Flughafen der thailändischen Hauptstadt Bangkok von saudischen Botschaftsmitarbeitern festgehalten worden. Thailand hatte angekündigt, die junge Frau auszuweisen.

Unterdessen erhielt ein Team des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR Zugang zu Al-Kunun. Die Experten prüften, ob der jungen Frau ein besonderer Schutz als Flüchtling zustehe, bestätigte die Organisationdas in Bangkok dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Hilfswerk unterstrich, dass Asylbewerber und Flüchtlinge nicht in ihr Ursprungsland abgeschoben werden dürfen, solange dort ihre Freiheit und ihr Leben bedroht seien.

Körperliche und psychische Misshandlungen

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte, auch die deutsche Botschaft in Thailand sei aufgrund humanitärer Sorge um das Wohlergehen der Frau tätig geworden. Die Vertretung stehe in Kontakt mit thailändischen Behörden, dem UNHCR und anderen Botschaften vor Ort, an die sich die Frau gewandt habe.

Al-Kunun ist nach eigenen Angaben vor körperlichen und psychischen Misshandlungen durch ihre Familie geflüchtet und will in Australien Asyl beantragen. Zudem fürchte sie bei einer erzwungenen Rückkehr nach Saudi-Arabien um ihr Leben, erklärte sie über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die junge Frau hatte sich im Zimmer eines Transithotels verbarrikadiert, um eine Abschiebung zu vermeiden. Zuvor war sie mit einem ersten Versuch gescheitert, durch einen Gerichtsbeschluss eine erzwungene Rückreise zu verhindern.

Pass abgenommen

Human Rights Watch forderte die thailändischen Behörden auf, die junge Frau entweder nach Australien weiterreisen zu lassen oder sie in Thailand als Flüchtling anzuerkennen. "Saudi-arabische Frauen, die vor ihren Familien geflohen sind, sehen sich mit roher Gewalt durch Angehörige, Freiheitsentzug und anderen schweren Konsequenzen konfrontiert, wenn sie gegen ihren Willen zurückgebracht werden", warnte der stellvertretende Nahost-Direktor der Menschenrechtsorganisation, Michael Page.  

Den Angaben zufolge traf Al-Kunun in der Nacht zum Sonntag in Bangkok ein, nachdem sie ihrer Familie während eines Aufenthaltes in Kuwait entflohen war. Auf dem Flughafen wurde sie von Vertretern der saudi-arabischen Botschaft gestoppt. Demnach war ihr der Pass abgenommen worden. Thailands Einwanderungsbehörde erklärte, sie habe kein Rückflugticket und kein Geld besessen.  

Das Schicksal Al-Kununs ist kein Einzelfall. Wiederholt gibt es Berichte, wonach saudi-arabische Frauen vor Gewalt und Benachteiligung in ihrer Heimat fliehen. Zwar wurden zuletzt einige Regelungen gelockert. So dürfen Frauen mittlerweile ein Auto steuern oder in Kommunalwahlen ihre Stimmen abgeben. Allerdings ist das Gesetz, wonach sich Frauen der männlichen Vormundschaft unterordnen müssen, weiterhin in Kraft. Ohne Zustimmung eines männlichen Familienmitglieds oder Vormunds dürfen sie zum Beispiel weder reisen noch heiraten.

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