Dubai (epd). In Indien hat eine dritte Frau das Besuchsverbot für den hinduistischen Sabarimala-Tempel gebrochen. Der Tradition nach dürfen Frauen zwischen 10 und 50 Jahren den Tempel nicht betreten.
Radikale Hindus haben das Leben im Bundesstaat Kerala mit Streiks und Demonstrationen lahmgelegt, nachdem am Mittwoch zwei Frauen erstmals im vergoldeten Schrein gebetet hatten. Die Demonstranten beschuldigen die Regierung von Kerala, den Frauen bei ihrem Besuch des Tempels geholfen zu haben. Mindestens ein Mensch starb bei den Protesten, rund 100 wurden verletzt, darunter 38 Polizisten. Die Polizei nahm mehr als 1.000 Demonstranten fest.
Frauenbann seit September aufgehoben
Frauen zwischen 10 und 50 Jahren dürfen den Tempel nicht betreten, weil der dort verehrte Gott dem Glauben nach unverheiratet ist und daher von Besucherinnen "verführt" werden könnte. Menstruierende Frauen gelten laut hinduistischer Tradition als unrein und dürfen nicht an religiösen Riten teilnehmen oder Tempel betreten. Die Besucherin aus Sri Lanka erklärte, ihre Gebärmutter sei nach einer Operation entfernt worden, so dass sie nicht in die Kategorie der Frauen falle, denen der Zutritt untersagt sei.
Im September 2018 hatte das Oberste Gericht Indiens den Frauenbann wegen des Verstoßes gegen die von der Verfassung garantierte Gleichbehandlung von Männern und Frauen für unrechtens erklärt. Extremistische Hindus verwandelten den Sabarimala-Tempel daraufhin in eine Festung, um sich gegen die gerichtliche Aufhebung des Frauenverbots zu wehren. Sie hinderten Dutzende Frauen daran, bis zum Tempel zu gelangen, der auf einem Hügel in einem Wald liegt.
Die beiden Frauen, die am Mittwoch am Tempel gebetet hatten, werden inzwischen von den Behörden versteckt, um sie zu schützen. Sie hatten bereits im Dezember vergeblich versucht, den Schrein zu erreichen. Die meisten Tempel in Indien erlauben den Besuch von Frauen und setzen keine strikten Altersregeln wie der Sabarimala-Tempel. Allerdings gibt es mehrere berühmte Tempel, die ein absolutes Frauenverbot aufrechterhalten.
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