Kongo: Katholische Kirche kennt offenbar Wahlsieger

Schon wieder warten: Die Präsidentschaftswahlen im Kongo wurden jahrelang verzögert und verschleppt. Jetzt haben sie endlich stattgefunden. Doch erneut wird das Volk auf die Folter gespannt. Dagegen wendet sich die katholische Kirche.

Genf, Kinshasa (epd). Nach der Präsidentenwahl im Kongo appelliert die katholische Kirche des Landes an die Wahlbehörde, das Ergebnis zu verkünden. Man kenne aus eigenen Zählungen bereits den Sieger, sagte der Sprecher der kongolesischen Bischofskonferenz, Donatien Nshole, am Freitag im französischen Auslandssender RFI. Am Vortag hatte die Wahlbehörde erklärt, die Auszählung der am Sonntag abgegebenen Stimmen komme nur schleppend voran. Unterdessen drang die Europäische Union auf eine faire Auszählung und einen friedlichen politischen Übergang im Kongo.

Wahlbeobachter der Kirche verfügen Kirchensprecher Nshole zufolge über alle nötigen Unterlagen, um das tatsächliche Wahlergebnis zu belegen. Die Verkündung sei aber Aufgabe der Wahlbehörde. Nshole sprach von zahlreichen Unregelmäßigkeiten, die während der Wahlen beobachtet worden seien. Dessen ungeachtet habe sich das kongolesische Wahlvolk klar für einen Kandidaten ausgesprochen. Zu Vorwürfen, die Regierung nutze die Verzögerung bei der offiziellen Auszählung, um das Wahlergebnis zu fälschen, äußerte er sich nicht.

Internet gesperrt

Menschenrechtler forderten derweil ein Ende der Sperre des Internets und des Sendestopps für mehrere Radio- und Fernsehsender. Angesichts der angespannten Lage nach den Wahlen müsse die Bevölkerung sich aus mehreren Quellen informieren können, sagte eine Sprecherin von Amnesty International in Ostafrika. Sie rief Kongos Regierung auf zu beweisen, dass sie sich an grundlegende Menschenrechte halte.

Seit der Wahl am Sonntag hat die kongolesische Regierung den französischen Auslandssender RFI und zwei Fernsehsender, die dem Oppositionellen Jean-Paul Bemba gehören, abgeschaltet. Das Internet ist im ganzen Land nicht verfügbar. Die Regierung begründet das unter anderem mit der Angst vor Gerüchten über das Wahlergebnis, die zu Gewalt führen könnten.

Präsidentenwahl hoch umstritten

Die mehrfach verschobene Präsidentenwahl ist wegen Hunderter Unregelmäßigkeiten, schwerer Polizeigewalt im Wahlkampf und dem Ausschluss ganzer Regionen hoch umstritten. Amtsinhaber Joseph Kabila, der den zweitgrößten Staat Afrikas seit 2001 regiert, trat nicht wieder an. Seine Amtszeit ist offiziell bereits 2016 abgelaufen. Beste Chancen gegen seinen Wunschkandidaten, Ex-Innenminister Emmanuel Ramazani Shadary, werden den Oppositionspolitikern Martin Fayulu und Felix Tshisekedi eingeräumt. Am 18. Januar soll das neue Staatsoberhaupt vereidigt werden.

Rund 40 Millionen Kongolesen waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Abstimmung soll den ersten friedlichen Machtwechsel im Kongo einleiten, seit das zentralafrikanische Land 1960 die Unabhängigkeit von Belgien erlangt hat. Zu der Wahl für das Präsidentenamt waren insgesamt 21 Kandidaten zugelassen. Außerdem wurden ein neues Parlament und regionale Vertretungen gewählt.

Eine EU-Sprecherin nannte die Wahlen am Freitag in Brüssel einen "historischen Moment hin zu einem demokratischen Übergang". Sie drang darauf, dass die verkündeten Resultate "dem Votum des kongolesischen Volkes entsprechen". Alle politischen Akteure des Landes hätten die Verantwortung, "zum Erfolg dieses Übergangs in einem Geist der Versöhung und des Friedens beizutragen". Die EU stehe bereit, den Prozess zu begleiten, erklärte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.

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