Berlin (epd). In den vergangenen drei Jahren starben dabei mehr als 3.600 Menschen, mehr als die Hälfte davon allein in diesem Jahr, wie aus einem Bericht der Organisation hervorgeht, der am Montag veröffentlicht wurde. Das Versagen der nigerianischen Regierung, Schutz zu gewährleisten und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, trage zur weiteren Eskalation bei, heißt es in dem 69-seitigen Bericht mit dem Titel "Harvest of Death" (Ernte des Todes).
Die Auswirkungen des Klimawandels zwängen die Viehhirten dazu, in südlichere Regionen des Landes auszuweichen. Im Konflikt um die Landnutzung versuchten beide Seiten zunehmend, den Lebensunterhalt der anderen zu zerstören. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Angriffe gut geplant und koordiniert waren", erklärte die Direktorin von Amnesty International in Nigeria, Osai Ojigho. "Trotzdem wurde von den Behörden nur wenig unternommen, was Prävention, Verhaftung und Strafverfolgung betrifft, selbst wenn Informationen über die mutmaßlichen Täter vorlagen."
Wettbewerb um Ressourcen
In manchen Gegenden werde der Wettbewerb um die Ressourcen zudem von Regierungsbeamten dazu genutzt, den Konflikt entlang ethnischer und religiöser Linien zu politisieren.
Amnesty rief die nigerianischen Behörden auf, das in internationalen und afrikanischen Menschenrechtsabkommen verankerte Recht auf Leben zu schützen. Die Regierung müsse die langsame Reaktionszeit der Sicherheitskräfte untersuchen und unverzüglich unabhängige Ermittlungen zu allen Menschenrechtsverletzungen einleiten.
Ein großer Teil der rund 180 Millionen Nigerianer lebt von der Land- und Viehwirtschaft. Mehr als 90 Prozent der Besitzer von 20 Millionen Rindern in Nigeria leben nomadisch und gehören zu dem Volk der Fulani, die im Sahelstreifen Westafrikas beheimatet sind. In den vergangenen Jahren wurden auch aus Ghana, Burkina Faso und der Elfenbeinküste wiederholt tödliche Zusammenstöße zwischen Hirten und Bauern gemeldet.
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