Amnesty wirft UN-Soldaten Mitschuld an Massaker in Zentralafrika vor

Menschenrechtler geben UN-Blauhelmsoldaten in der Zentralafrikanischen Republik eine Mitschuld an einem Massaker, bei dem bis zu 100 Zivilisten getötet wurden.

Genf, New York (epd). Eine mauretanische UN-Einheit habe sich in ihre Basis zurückgezogen und die Zivilisten schutzlos zurückgelassen, als muslimische Milizen Mitte November das Vertriebenenlager in Alindao im Südosten des Landes angegriffen hätten, erklärte eine Sprecherin von Amnesty International am Freitag. Sie forderte die UN auf, den Vorfall zu untersuchen. Die UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik (Minusca) wird immer wieder kritisiert.

Unterdessen verlängerte der UN-Sicherheitsrat in New York am Donnerstagabend das Mandat von Minusca für ein weiteres Jahr. Im September waren mehr als 10.750 Soldaten und über 2.000 Polizisten als Teil von Minusca stationiert. Sie stehen zersplitterten Milizen gegenüber, die sich allen Bemühungen zur Beendigung des seit 2012 tobenden Bürgerkriegs widersetzen.

Lager war am 15. November überfallen worden

Das Vertriebenenlager in Alindao war am 15. November gegen acht Uhr früh überfallen worden. Hunderte Kämpfer, von denen viele der mehrheitlich muslimischen Rebellenbewegung UPC angehört haben sollen, hatten das Camp nahe der katholischen Kirche von Alindao zunächst mit Mörsergranaten und Panzerfäusten beschossen und danach die Unterkünfte in Brand gesetzt. Zwischen 70 und 100 der 18.000 Bewohner wurden erschossen oder kamen in den Flammen um, unter ihnen laut Augenzeugen Kinder, Alte und Behinderte.

Die zahlenmäßig weit unterlegene Minusca-Einheit habe nicht einmal versucht, die Zivilisten zu schützen, kritisierte Amnesty. Es seien keine Warnschüsse abgegeben worden, und das einzige Panzerfahrzeug sei abgezogen worden. Damit hätten die Blauhelme ihr Mandat, die Zivilbevölkerung zu schützen, verletzt.

Die Menschenrechtler werfen der mauretanischen Einheit zudem vor, ihre Patrouillen an eine andere Rebellengruppe, die vorwiegend christliche Anti-Balaka, delegiert zu haben. Damit hätten sie die im Camp lebenden Zivilisten überhaupt erst in Gefahr gebracht. Amnesty zitierte einen Minusca-Sprecher, demzufolge die Einheit vor Ort zu klein gewesen sei, um die Angreifer abzuwehren.

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