Berlin, Bagdad (epd). Ein Jahr nach dem militärischen Sieg über den "Islamischen Staat" (IS) im Nordirak ist nach einem Bericht von Amnesty International die Situation der Jesiden in der Region weiterhin problematisch. Die Politik der verbrannten Erde mit der systematischen Zerstörung der landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen durch den IS mache eine Rückkehr vieler Überlebender der Minderheit, die damals in die Sinjar-Berge im Nord-Irak flohen, bis heute unmöglich, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten 37-seitigen Bericht der Menschenrechtsorganisation "Dead Land: Islamic State's Deliberate Destruction of Iraq's Farmland".
Lebensgrundlagen vernichtet
Die Zerstörung und Vergiftung von Brunnen und Bewässerungsanlagen, die Vernichtung von Ackerland und Obstgärten, der Diebstahl von Vieh und Maschinen sowie das Verminen ganzer Areale habe die Lebensgrundlagen der vertriebenen jesidischen Bevölkerung vernichtet. Diese Strategie der verbrannten Erde sei Bestandteil des Vernichtungsfeldzugs des IS gegen die Jesiden im Nordirak 2014 gewesen, als Männer und Jungen ermordet und Tausende von Frauen und Kindern missbraucht und in die Sklaverei gezwungen wurden.
Im ganzen Irak sei durch den Konflikt zwischen der irakischen Regierung und dem IS die landwirtschaftliche Produktion heute geschätzte 40 Prozent geringer als 2014. Von ehemals zwei Drittel der Bauern könnten heute nur noch rund 20 Prozent ihre Felder bewässern. Die Zerstörungen im ländlichen Raum seien ebenso weitreichend wie die in Städten wie Mossul. Beim Wiederaufbau sei die ländliche Bevölkerung bislang aber weitgehend sich selbst überlassen worden, kritisierte Amnesty.
Amnesty International fordert die irakische Regierung deshalb auf, sich im Rahmen des 2018 verabschiedeten Wiederaufbauplans vermehrt auch um den ländlichen Raum zu kümmern. Die systematische Vernichtung der dortigen Lebensgrundlagen durch den IS müsse zudem in die Berichte des 2017 ins Leben gerufenen UN-Untersuchungsteams zu den Kriegsverbrechen im Irak einfließen.
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