Ermittler werfen UNAIDS-Chef Vetternwirtschaft und Vertuschung vor

epd-bild / Norbert Neetz
UNAIDS-Chef Michel Sidibé (Archivbild)
Eine unabhängige Untersuchungskommission hat Vorwürfe der Vetternwirtschaft und der Vertuschung sexueller Belästigungen gegen den Chef des UN-Aidsprogrammes Michel Sidibé erhoben.

Genf (epd). Sidibé habe sich zu den Anschuldigungen auf einer Sitzung des Leitungsgremiums von UNAIDS geäußert, sagte eine Sprecherin dem epd am Mittwoch in Genf. Das UNAIDS-Leitungsgremium, der Rat zur Programmkoordinierung, tagt noch bis Donnerstag.

Die von Sidibé selbst vorgeschlagene Untersuchungskommission fordert in ihrem Bericht offen den Rücktritt des UNAIDS-Chefs. UNAIDS stecke in einer Krise. Unter der Führung Sidibés seien Mitarbeiter eingeschüchtert und sexuell belästigt worden. UNAIDS sei gekennzeichnet durch eine Kultur der Bevorzugung bestimmter Mitarbeiter, des Vertuschens und der Intransparenz.

"Vergiftete" Kultur

Die Kommission führte seit ihrer Einsetzung im Juli dieses Jahres 70 Interviews und erhielt 30 schriftliche Eingaben. UNAIDS-Mitarbeiter sprechen von einer "spalterischen und vergifteten" Kultur, einem "Personenkult" um Sidibé und einem "boys club" um den Exekutivdirektor. Der aus Mali stammende Sidibé habe sich damit gebrüstet, seine afrikanischen "Brüder" in bestimmte Positionen befördert zu haben.

Die Vorsitzende der fünfköpfigen Untersuchungskommission, die australische Juristin Gillian Triggs, hatte mögliche Opfer sexueller Übergriffe, Augenzeugen und andere Mitarbeiter ermutigt, sich vertrauensvoll an sie zu wenden. Sidibé leitet UNAIDS seit 2009. Laut den Statuten ernennt der UN-Generalsekretär den UNAIDS-Chef, er kann ihn gegebenenfalls auch entlassen.

Stellvertreter reingewaschen

UNAIDS reagierte mit der Untersuchungskommission auf die Affäre um den früheren Vize-Chef der Organisation, Luiz Loures. Der Brasilianer steht im Verdacht, eine Mitarbeiterin sexuell belästigt zu haben. Eine interne Untersuchungseinheit hatte Loures entlastet. Daraufhin gerieten die Einheit und der UNAIDS-Chef Sidibé in die Kritik. Die Einheit habe fehlerhaft gearbeitet, und Sidibé habe seinen Stellvertreter reingewaschen, hieß es. Inzwischen ist Loures bei UNAIDS ausgeschieden.

UNAIDS kämpft im Auftrag der Vereinten Nationen gegen die Immunschwächekrankheit. Weltweit leben rund 37 Millionen Menschen mit dem HI-Virus.

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