Frankfurt a.M., Paris (epd). In die Ermordung einer Schwedin und eines US-Amerikaners im März 2017 könnte der kongolesische Geheimdienst verwickelt gewesen sein, berichteten am Mittwoch "Radio France International", "Süddeutsche Zeitung" und weitere Medien als Ergebnis gemeinsamer Recherchen.
Bisher war angenommen worden, dass Aufständische für die Ermordung der beiden UN-Mitarbeiter in der südwestlichen Unruheregion Kasaï verantwortlich sind. Von der Tat existiert ein Video, das die kongolesische Regierung Wochen danach Journalisten vorführte. Darauf waren mutmaßlich Aufständische zu sehen. Nach neuen Tondokumenten gibt es an dieser Version aber Zweifel: "Die beiden UN-Experten wurden offenkundig in eine Falle gelockt. Und zwar mutmaßlich von Männern, die enge Verbindungen zum kongolesischen Geheimdienst und zur Armee haben", resümierte die "Süddeutsche Zeitung".
Neue Ermittlungen in Auftrag gegeben
Die Recherchen ließen den Verdacht aufkommen, dass das Regime von Joseph Kabila offenbar die Gewalt in der Region schüren wollte, um die Registrierung von Wählern zu verhindern. Diese Hinweise hätten die UN aus Rücksicht auf die Beziehungen zum Kongo jedoch nicht verfolgt, berichteten die Medien. In einem Untersuchungsbericht vom August 2017 für den Weltsicherheitsrat, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, hieß es, für die Morde seien wahrscheinlich Aufständischen verantwortlich. Inzwischen habe UN-Generalsekretär António Guterres neue Ermittlungen in Auftrag gegeben, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".
Die Opfer waren als unabhängige Experten im Auftrag der UN in die Bürgerkriegsprovinz Zentral-Kasaï gereist, um mögliche Menschenrechtsverstöße zu dokumentieren. Sie waren offenbar auf dem Weg zu einem Treffen mit Rebellen, als sie am 12. März erschossen wurden. Mit ihnen wurden vermutlich auch vier mitreisende Kongolesen, drei Fahrer und ein Übersetzer, getötet.
Die kongolesische Regierung hatte sich zunächst geweigert, internationalen Ermittlungen zuzustimmen. Sowohl der Armee als auch den Rebellen werden schwere Menschenrechtsverletzungen in der Region vorgeworfen.
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