Genf (epd). Regierungsvertreter aus aller Welt haben sich am Mittwoch für Verhandlungen mit den radikal-islamischen Taliban und einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ausgesprochen. Am Rand einer zweitägigen Afghanistan-Konferenz in Genf sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), die Gelegenheit dafür sei vielleicht günstiger als je zuvor. Damit unterstützte Maas den afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani, der am zweiten und letzten Konferenztag ein Verhandlungsteam sowie Bedingungen für einen Friedensschluss vorgestellt hatte.
Ghani sagte, die afghanische Verfassung und die Grundrechte für Frauen müssten als Grundlage für Verhandlungen akzeptiert werden. Während seine Regierung zu Gesprächen ohne Vorbedingungen mit den Taliban bereit sei, stehe ein Frieden unter Vorbehalt der Zustimmung des afghanischen Volkes. Eine Beteiligung des "Islamischen Staats" (IS) und anderer internationaler Terrorgruppen an Gesprächen zur Beendigung von 17 Jahren Bürgerkrieg schloss Ghani aus.
Versöhnungsprozess erforderlich
Ghani zufolge soll sein Stabschef ein zwölfköpfiges Verhandlungsteam aus Männern und Frauen leiten. Dieses soll von neun Komitees mit Vertretern der Zivilgesellschaft beraten werden, um die Gespräche in der Bevölkerung zu verankern. Weiterhin sei ein Versöhnungsprozess ebenso nötig wie die weitere Entwicklung des Landes, betonte Ghani. Nur so könne ein eventueller Frieden nachhaltig gesichert werden.
Bundesaußenminister Maas betonte, Deutschland leiste mit Zuwendungen von jährlich 430 Millionen Euro bis 2020 seinen Beitrag dazu, die Lebensqualität der afghanischen Bevölkerung zu verbessern. Auch sorgten bis zu 1.300 Bundeswehrsoldaten für mehr Sicherheit im Land. Das für einen anhaltenden Frieden nötige Vertrauen könne aber nur vor Ort geschaffen werden, sagte Maas. Er rief Ghanis Regierung dazu auf, den Kampf gegen Korruption und Armut zu verstärken.
Bereitschaft der Taliban für Verhandlungen noch offen
Ob die Taliban zu Friedensverhandlungen bereit sind, blieb am Mittwoch offen. An dem Gipfel in Genf nahmen keine ihrer Vertreter teil. Direkte Gespräche mit der Regierung hatten sie bislang abgelehnt. Die USA, Russland und China bemühen sich in getrennten Gesprächen darum, die Taliban zu Verhandlungen zu bewegen.
In Afghanistan verschlechtert sich die Sicherheitslage. Fast täglich kommt es zu Anschlägen durch die Taliban oder andere Milizen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2.798 Zivilisten bei Kriegshandlungen getötet and 5.252 verletzt.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bot an, die EU könnte in Friedensgesprächen eine Rolle als unparteiische Garantiemacht übernehmen. Zudem könne sie dazu beitragen, dass ausgestiegene Taliban-Kämpfer sich eine neue Existenz aufbauen könnten. An der Afghanistan-Konferenz nahm auch der russische Außenminister Sergej Lawrow teil.
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