Über 5.000 Jahre Haft wegen Bürgerkriegsverbrechen in Guatemala

Ein ehemaliger Soldat aus Guatemala ist wegen Menschenrechtsverbrechen zu 5.130 Jahren Haft verurteilt worden.

São Paulo, Guatemala-Stadt (epd). Ein Gericht in Guatemala-Stadt hielt den 66-jährigen Santos López Alfonzo am Mittwoch (Ortszeit) für schuldig, 1982 für den Tod von 171 Menschen bei dem Massaker in dem Dorf Dos Erres mitverantwortlich zu sein, wie die Tageszeitung "Prensa Libre" berichtet. Das Massaker in dem mehrheitlich von Ureinwohnern bewohnten Dorf gilt als eines der grausamsten Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkrieges (1960 bis 1996). López Alfonzo war Mitglied einer Eliteeinheit, die für die Verbrechen verantwortlich war.

Das Gericht verhängte für jeden der Morde eine Haftstrafe von 30 Jahren. Wegen des Massakers wurden 2011 und 2012 bereits fünf weitere Ex-Soldaten zu Gefängnisstrafen von jeweils mehr als 6.000 Jahren verurteilt. López Alfonzo war in den USA untergetaucht, wurde dort aber aufgespürt und 2016 ausgeliefert.

Insgesamt 252 Menschen ermordet

Nach einem Bericht der UN-Wahrheitskommission drangen am 7. Dezember 1982 Soldaten der Eliteeinheit Kaibiles in das Dorf Dos Erres ein, um angeblich Waffen zu suchen, die dem Militär zuvor geraubt worden waren. Sie warfen den Dorfbewohnern vor, mit den Rebellen zusammenzuarbeiten. Wie Zeugen berichteten, wurden Kinder erschlagen und viele Mädchen vor ihrem Tod vergewaltigt. Die Erwachsenen wurden erschossen und dann in einen Brunnen geworfen. Insgesamt wurden 252 Menschen ermordet. Den Befehl für das drei Tage andauernde Massaker soll der frühere Diktator Efraín Ríos Montt gegeben haben, der im April verstarb.

Die Familien der Opfer bemühen sich seit Ende des Bürgerkrieges um Aufklärung des Verbrechens. Da guatemaltekische Gerichte nicht an einem Prozess gegen das Militär interessiert waren, reichten die Angehörigen im Jahr 2000 Klage beim Interamerikanischen Gerichtshof ein. Daraufhin wurde Guatemala per Gerichtsurteil zu einem Prozess aufgefordert. In dem 36 Jahre andauernden Bürgerkrieg wurden laut UN rund 200.000 Menschen getötet. Etwa 45.000 Menschen gelten noch als vermisst.

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