Osnabrück (epd). Die Mittelamerikaner, die in Richtung USA marschierten, sähen offenbar die Chance, die Öffentlichkeit auf Gewalt, wirtschaftliche Krisen und die zerfallende Staatlichkeit in ihren Heimatländern aufmerksam zu machen, sagte der Wissenschaftler an der Universität Osnabrück am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damit wollten sie die Beteiligten zum Handeln zwingen, was sie teilweise bereits erreicht hätten. Ob sie allerdings tatsächlich die Grenze zu den USA passieren könnten, sei eher fraglich: "Die Menschen haben letztlich nur eine Chance, wenn sie sich zerstreuen und es jeder auf eigene Faust versucht."
Mehrere Großgruppen auf dem Weg in die USA
Tausende Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador sind derzeit in mehreren Großgruppen auf dem Weg in die USA. Die ersten etwa 1.700 sind laut lokalen Medienberichten in Mexiko-Stadt angekommen. Je näher die Trecks als Ganzes der US-Grenze kämen, desto mehr steige die Gefahr einer Eskalation, sagte Oltmer. US-Präsident Donald Trump verfolge bereits seit anderthalb Jahren eine klar restriktive Einwanderungspolitik und habe sich auch jetzt bereits mit scharfen Worten positioniert. Zudem hat er gedroht, mit zusätzlichen Tausenden Soldaten die Grenze dicht zu machen. "Deshalb wäre es eine sehr große Überraschung, sollte er die Flüchtlinge ins Land lassen." Weil aber offenbar auch die Migranten zu allem entschlossen seien, könne es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen.
Bereits seit Jahren wanderten Menschen aufgrund fehlender Lebensperspektiven aus Mittelamerika in die USA aus, erläuterte der Historiker. Bisher hätten sie immer versucht, heimlich und im Schutz der Dunkelheit den Grenzzaun zwischen Mexiko den Vereinigten Staaten zu überwinden. Durch die neue öffentliche Aufmerksamkeit könnte sich die US-Regierung nun gezwungen sehen, Druck auf die Heimatstaaten ausüben, damit diese Reformen einleiten. Auch Vereinbarungen über neue Zahlungen zur Entwicklungshilfe seien denkbar.
Wanderungsbewegungen aufhalten
Dass Mexiko einigen Flüchtlingsgruppen bereits Asyl angeboten habe, deute ebenfalls darauf hin, dass auf politischer Ebene bereits gehandelt werde. Allerdings werde dieser Druck vermutlich auch dazu führen, dass Honduras, El Salvador und Guatemala die Grenzkontrollen verstärkten, um die Menschen in ihren Ländern zu halten, betonte der Migrationsforscher. "Es gab und gibt überall das Bemühen, die Wanderungsbewegungen so früh wie möglich aufzuhalten."
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