São Paulo (epd). Viele Honduraner sehen nur einen Ausweg: Sie wollen ihre Heimat verlassen. Seit Jahren nimmt die Auswanderung zu. Nach Angaben der honduranischen "Beobachtungsstelle für Migration" (OMIH) verlassen täglich etwa 500 der rund 9,1 Millionen Honduraner das Land. Etwa eine Million lebt bereits in den USA, rund 70 Prozent davon illegal.
Nach Angaben der Weltbank leben zwei Drittel der Honduraner unter der Armutsgrenze, ein Drittel sogar in extremer Armut. Hinzu kommt ein hohes Bevölkerungswachstum von jährlich mehr als zwei Prozent - etwa die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 18 Jahre. Nur etwa 600.000 der 4,3 Millionen Honduraner, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, hat laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut CEH einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Job. Die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 50 Prozent, bei Jugendlichen sogar 60 Prozent.
Dabei liegt das offizielle Wirtschaftswachstum in Honduras bei vier Prozent und damit über dem mittelamerikanischen Durchschnitt. Aber es reicht nicht aus, um den Arbeitsmarkt anzukurbeln und neue Jobs zu schaffen. Nur einige Sektoren wie Telekommunikation, der Finanzmarkt und die Energiewirtschaft zählen zu den Wachstumsbranchen. Die Überweisungen von im Ausland lebenden Honduranern an ihre Familien, machen inzwischen 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.
Große politische Instabilität
Honduras führte lange die Rangliste der Länder mit den meisten Tötungsdelikten weltweit an. Derzeit liegt es hinter El Salvador und Venezuela. Rund 92 Morde pro 100.000 Einwohner wurden laut dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) registriert. Vor allem aus den Elendsvierteln der Städte hat sich die Staatsgewalt schon lange zurückgezogen. Hier terrorisieren Gangs wie Barrio 18 und Mara Salvatrucha die Bewohner, erpressen Kopfgelder und sind in den Drogenhandel verwickelt. Auch für Menschenrechtsverteidiger gehört Honduras zu den gefährlichsten Ländern weltweit.
Die vergangenen Jahre waren zudem von großer politischer Instabilität geprägt. 2009 wurde der linksgerichtete Präsident Manuel Zelaya vom Militär gestürzt. Eine Übergangsregierung wurde eingesetzt, die aber von sämtlichen EU-Staaten und den USA nicht anerkannt wurde. Erst 2013 gab es wieder reguläre Wahlen. Der folgende Urnengang 2017 wurde überschattet von Ausschreitungen mit mehreren Toten. Bis heute erkennt die Opposition das Ergebnis nicht an, unter anderem, weil der konservative Präsident Orlando Hernández mit Hilfe einer Verfassungsänderung erneut angetreten ist.
Die hohe Armut ist aber auch ein historisches Erbe. Honduras gehört seit Anfang des 20. Jahrhunderts zum "Hinterhof" der USA. US-Unternehmen eigneten sich riesige Flächen an und machten das Land zum größten Bananenexporteur weltweit. Heute machen Bananen noch rund ein Drittel aller Exporte aus. Hinzugekommen sind vor allem Kaffee und Fleisch.
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