Indien: Festnahmen nach frauenfeindlicher Gewalt in Tempel

Nach mehrtätigen gewaltsamen Protesten gegen den Zugang von Frauen zu einem wichtigen Hindu-Tempel hat die indische Polizei Hunderte Gläubige festgenommen.

Neu-Delhi (epd). Etwa 2.000 radikale Hindus seien inhaftiert worden, nachdem sie Frauen den Weg versperrt und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert hätten, berichteten indische Medien am Freitag. Frauen ist der Zugang zu dem Sabarimala-Tempel im südlichen Bundesstaat Kerala erst seit kurzem erlaubt. Das Oberste Gericht Indiens hatte Mitte Ende September entschieden, dass ein Frauenverbot gegen die Verfassung verstoße, die eine Gleichbehandlung beider Geschlechter garantiere.

Nach dem historischen Urteil blockierten Tausende Menschen den Weg für Frauen zu dem auf einem Hügel gelegenen Heiligtum. Die Polizei musste mit einer Gruppe von Aktivistinnen wieder umkehren, weil sie um deren Sicherheit fürchtete. Tagelange Ausschreitungen zwischen radikalen Hindus und der Polizei führten am Mittwoch zu der Entscheidung der Regierung von Kerala, durchzugreifen. Für die kommenden Tage werden weitere Festnahmen erwartet.

Menstruierende Frauen gelten als unrein

Frauen zwischen 10 und 50 Jahren waren vom Betreten des Sabarimala-Tempels ausgeschlossen, weil sie ihre Menstruation haben könnten. Menstruierende Frauen gelten laut hinduistischer Tradition als unrein und dürfen nicht an religiösen Riten teilnehmen oder Tempel betreten.

Das Urteil ist auch in der rechtsnationalistischen Regierung von Premierminister Narendra Modi umstritten. Kabinettsministerin Smriti Irani sorgte mit ihrer Bemerkung für Empörung, niemand würde "mit blutdurchtränkten Binden das Haus von Freunden" besuchen. Es gebe das Recht zu Beten, aber nicht das Recht zur Entweihung von Tempeln.

Die meisten Tempel in Indien erlauben Frauen den Zugang ohne Altersregeln. Allerdings gibt es mehrere berühmte Tempel, die ein absolutes Frauenverbot aufrecht erhalten: Der Patbausi Satra Tempel im nordostindischen Assam machte nicht einmal für die damalige indische Premierministerin Indira Gandhi eine Ausnahme. Und der Sree Padmanabhaswamy Tempel im südindischen Thiruvananthapuram, der als der reichster Tempel der Welt gilt, erlaubte nicht den Einlass einer Expertin des Archäologischen Aufsichtsamtes Indiens in seine innere Tempelkammer, die für Frauen gesperrt ist.

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