Rainer Werning
Krone, Kreuz und Krieger.
Europäische Vermächtnisse in den Philippinen
Verlag Neuer Weg, Essen 2011,
109 Seiten, 9 Euro
Der Politikwissenschaftler Rainer Werning unternimmt eine Zeitreise durch die koloniale Vergangenheit der Philippinen und analysiert ihre Einflüsse auf die Gegenwart.
Rainer Werning kennt die Philippinen sehr gut – aber er ist ebenso kenntnisreich in anderen Regionen dieser Erde. Von Hause aus Politikwissenschaftler, verlässt er die Grenzen seines Fachs und verbindet mit kritischem Blick eine breite Palette an Wissensgebieten von der Geschichte bis zur Technikentwicklung, von der Literatur bis zu den Religionswissenschaften.
Zunächst beschreibt er die tiefgreifenden Einflüsse Spaniens seit Magellan, von der religiösen Dominanz seit Philipp II., dem Namensgeber des Landes, bis hin zu falangistischen Umtrieben in der Zeit der spanischen Franco-Diktatur und parallel damit auch die Auswirkungen der Nazi-Ideologie auf die Philippinen. Ein Abschnitt ist der jüdischen Emigration aus dem Deutschland der 1930er Jahre auf die Philippinen gewidmet. Thematisiert wird auch die japanische Besatzungszeit und deren Folgen. Wichtig für das Land ist natürlich auch der Einfluss der USA: Präsident William McKinley kommt ebenso zu Wort wie General John Joseph Pershing. Ein eigenes Kapitel präsentiert ausgewählte Entwicklungen und Persönlichkeiten, die die Wirtschaft , Wissenschaft und Kultur geprägt haben, darunter unter anderem José Rizal, Ferdinand Blumentritt, Isabelo de los Reyes, Emil Bachrach und Herbert Zipper. Abschließend äußern sich Stimmen aus den Philippinen über Deutschland und deutsche Akteure. Dargestellt werden dabei historische Persönlichkeiten und Fragestellungen, die beide Länder verbinden.
Dieses Büchlein ist mutig: Es nimmt ein sehr breites Thema – die europäischen Vermächtnisse in einem asiatischen Land – in Angriff , ein Thema, das natürlich nie abschließend behandelt werden kann und daher Folgeliteratur anregen wird. Zudem ist es ein wunderbares Beispiel für eine Publikation, die bewusst für eine globale Leserschaft gemacht ist: Dem deutschen Text folgt die englischsprachige Übersetzung, und manche Erläuterungen von Begriffen dienen eindeutig Lesern mit nichtdeutschem kulturellen Hintergrund. Nützlich ist das Buch vor allem für fortgeschrittene Kenner der Philippinen, die hier bislang wenig beachtete Hinweise oder neue Informationen entdecken können. Genauso interessant kann es aber für alle sein, die sich mit der Kolonialgeschichte und der Einflussnahme auf andere Länder beschäftigen und hier Ähnlichkeiten oder sogar Zusammenhänge entdecken können.
Gisela Köllner
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