Frankfurt a.M., London - Die Taliban wollen nach Angaben der Vereinten Nationen das Arbeitsverbot für Frauen bei Hilfsorganisationen lockern. Er habe „ermutigende Antworten“ von einigen Ministern der afghanischen De-facto-Regierung erhalten, sagte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in einem am Mittwochabend veröffentlichten Interview mit dem britischen Sender BBC in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Aufgehoben wird das Verbot von vergangenem Monat jedoch voraussichtlich nicht.
„Ich glaube, sie hören zu“, sagte Griffiths über die Minister, die er getroffen hat, zum Ende seines Besuchs in Afghanistan. „Und sie haben mir gesagt, sie werden zu gegebener Zeit neue Richtlinien erlassen. Ich hoffe, diese werden uns helfen, die Rolle der Frauen zu stärken.“ Mehrere Taliban-Anführer hätten Möglichkeiten für Ausnahmen und Befreiungen vom Verbot und Arbeitserlaubnisse für Frauen präsentiert. Bisher bestehen demnach Ausnahmen im medizinischen Bereich und im Bildungssektor.
Das Verbot, das die Taliban am 24. Dezember erlassen haben, hat international Entrüstung und große Sorge verursacht. In Afghanistan herrscht eine beispiellose humanitäre Krise, mehr als 28 Millionen der etwa 43 Millionen Einwohner sind auf Unterstützung angewiesen, um überleben zu können. Sechs Millionen von ihnen sind laut Griffiths an der Schwelle zu einer Hungersnot. „Mir fällt keine internationale Priorität ein, die so hoch ist wie diese.“
Harscher Winter erschwert die Hilfe zusätzlich
Dabei kommt Frauen in der afghanischen humanitären Hilfe eine entscheidende Rolle zu, da in den konservativen Gesellschaften Männer oftmals keinen Zugang zu weiblichen Hilfsbedürftigen und ihren Kindern haben. Das Hilfsprogramm in Afghanistan in diesem Jahr ist Griffiths zufolge das größte aller Zeiten weltweit. Der harsche Winter erschwert die Hilfe zusätzlich, da viele Ortschaften wegen Schnees und Stürmen nur schwer zu erreichen sind.
Zugleich hat sich laut dem UN-Koordinator der Zugang zu den Bedürftigen seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 insgesamt verbessert. Es bestünden nicht mehr die Gefahr von Anschlägen durch die Radikalislamisten und die Einschränkungen durch die von den USA angeführten Militäroperationen.
Die Lage bleibt Hilfsorganisationen zufolge allerdings weiter unklar. Während medizinische Organisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ und das Internationale Rote Kreuz ihre Projekte mit den weiblichen Beschäftigten fortführen können, ist es für viele andere nicht möglich, ohne Frauen zu arbeiten. Um die Bedürftigen nicht im Stich zu lassen, versuchen Hilfswerke dennoch nach und nach Projekte wieder aufzunehmen.