"Die Region wird instabil bleiben"

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Taliban in Kundus
Nach den Angriffen der radikalislamischen Taliban bleibt die Lage im nordafghanischen Kundus unübersichtlich. Macht die wieder hochkochende Gewalt die Bemühungen um die Entwicklung des Landes zunichte? André Breitenstein von der Johanniter-Auslandshilfe im Interview.

In Kundus wird gekämpft, die Einwohner leben in Angst und Schrecken. War die ganze Mühe umsonst?
Nein, auf gar keinen Fall. Man muss ja sehen, wo das Land herkommt. Es wurde viel erreicht in den vergangenen Jahrzehnten, etwa die Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit. Eine ganze Generation von Kindern geht zur Schule, Frauen können arbeiten, die Zivilgesellschaft ist breit aufgestellt. Man merkt große Unterschiede zwischen den Menschen, die vor 30 Jahren aufgewachsen sind, und jenen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden. Ende der 1980er Jahre gab es ja noch gar keine Möglichkeiten, sich Bildung anzueignen. Die sind jetzt da.

War es angesichts der jetzigen Lage richtig, die internationalen Truppen abzuziehen? Können Sie ohne militärischen Schutz überhaupt arbeiten?
Wir arbeiten überwiegend mit lokalen Partnerorganisationen. Es gibt drei internationale und 70 einheimische  Mitarbeiter. Die Projekte setzen wir zum Teil selbst um, aber größtenteils über die afghanischen Partner. Gleichzeitig achten wir auf die Einbindung der lokalen Gemeinden. Die Akzeptanz in der Bevölkerung bietet uns den besten Schutz vor Ort. Wichtig ist, dass die internationale Gemeinschaft weiter ausreichende Ressourcen für den Aufbau zur Verfügung stellt.

Was berichten Ihre Mitarbeiter in Afghanistan?
Donnerstagmittag habe ich mit dem Büroleiter aus Kabul gesprochen. Wir haben uns darüber ausgetauscht, was gerade passiert und wie die unterschiedliche Wahrnehmung ist. Meiner Einschätzung nach wird die Region auch in den kommenden Tagen instabil bleiben.

Wie geht es jetzt weiter?
Die Mitarbeiter der Johanniter sind in den umliegenden Provinzen tätig. Dass die Gewalt überschwappt, ist nicht abzusehen. Unsere Mitarbeiter können weiter dort arbeiten und die Projekte durchführen.

André Breitenstein ist Projektkoordinator für Afghanistan bei der Johanniter-Auslandshilfe. Die Hilfsorganisation seit 2002 in Afghanistan tätig. Breitenstein war im Herbst 2014 in Afghanistan und wird im November wieder hinfliegen.

Das Gespräch führte Hanna Pütz.

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